28.07.2022, 185 km
Der Tag fing gut an. Als wir aufstanden, um den ersten Spaziergang zu machen fing es kräftig an zu schütten. Zum Glück war es nur ein Schauer und eine viertel Stunde später konnten wir los. Die Regenpause hielt auch genau so lange durch, wie wir brauchten. Bereits beim anschließenden Frühstück machten wir uns so unsere Gedanken, was der viele Regen der letzten Tage wohl mit dem Boden unter unseren Reifen gemacht hatte. Aber als erstes wollten wir noch einen Drohnenflug zu den Wildpferden machen. Den Gedanken verwarfen wir dann aber schnell wieder, als wir sahen, dass der Ranger gerade angekommen war. Also kein Drohnenflug, schnell alles eingeräumt, eingestiegen und los gehts. Nicht. Jetzt hatten wir zumindest Gewissheit: Wir waren eingesackt und die Vorderräder fanden auf dem glitschigen Gras keinen Halt. Dies war jedoch vom Ranger nicht unbemerkt geblieben. Er ging zu seinem kleinen Jeep, fuhr vor uns, machte ein Abschleppseil fest und half uns so aus den vier kleinen Kuhlen, in denen unsere Reifen steckten. Den Rest schafften wir alleine. So lernten wir auch noch den Ranger kennen, der ursprünglich aus England kam und sich hier in die Landschaft und das Klima verliebt hatte. Es war ein sehr uriger Typ und es machte Spaß sich mit ihm zu unterhalten. Letztlich wollten wir aber doch los, bedankten und verabschieden uns herzlich und fuhren dann nach Liepãja. Zunächst zum Einkaufen und dann nach Karosta, der nördlich des Flusses gelegenen alten Sowjetstadt mit einem Sowjetgefängnis, das mit einer geführten Tour besichtigt werden kann. Danach schauten wir uns die russisch-orthodoxe Kirche an, die zwischen alten Häusern aus der Zarenzeit und Betonburgen aus der Sowjetzeit steht. Außen schimmern die Kuppeln golden. Aber von innen ist es nur ein einfacher nicht allzu hoher Raum, an dessen Wänden etliche Ikonen hingen. Eher schlicht und auch ein wenig düster. Die Haare mit einem Bauerntuch bedeckt kamen sowohl die Frauen zum Beten, war aber auch die Frau, die aufpasste, dass man auch ja keine Fotos machte. Draußen machten wir noch einen Flug mit der Drohne bevor wir weiter nach Pãvilosta fuhren, das für seine Fischräuchereien bekannt sein sollte. Wir fuhren durch den gesamten Ort und fanden dank eines eher unscheinbaren Schildes 300 m von der Hauptstraße entfernt tatsächlich eine Räucherei mit einem üppigen Angebot von frisch geräuchertem Fisch. Wir konnten uns kaum entscheiden, wählten dann jedoch Hering, Seehecht und Lachs. Eine sehr gute Wahl, wie wir sehr viel später beim Abendbrot feststellten. Kurz hinter Pãvilosta stellten wir unseren Wagen auf einem kleinen privaten Parkplatz ab und wanderten von dort aus an einem frisch gemähten Feld entlang bis zur Steilküste, die ca. 12 m bis zum Meer hin steil abfällt. Wie es der Zufall wollte, gab es genau hier einen Weg zum Strand hinunter und so konnten wir einen ausgiebigen Strandspaziergang unterhalb der Steilküste machen. Ein wunderschöner Anblick und das bei strahlendem Sonnenschein und natürlich einer kräftigen Briese. Auch Berta genoß den Strandspaziergang wie immer sehr. Danach fuhren wir noch etwa eine Stunde weiter, bis wir in der Nähe von Kuldiga mitten im Wald einen einsamen Stellplatz für die Nacht fanden. Dort ließen wir uns dann endlich den leckeren Fisch schmecken.
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25. - 27.07.2022, 21 km
Der Picknickplatz war uns noch nicht abgeschieden und einsam genug. Daher fuhren wir noch bis kurz hinter die lettische Grenze zu einem versteckten Platz an einem Freilaufgebiet von Wildpferden. Hier verbrachten wir ein paar schöne Tage und machten trotz des häufigen Regens etliche schöne Spaziergänge. Die Wildpferde konnten wir aus der Ferne beobachten. Mit einem Ranger konnte man von hier aus geführte Touren zu den Pferden machen. Allerdings war dieser an den ersten beiden Tagen nicht da und am letzten Tag wollten wir nicht mehr. Auf dem Platz standen wir ausnahmsweise mal nicht alleine. Die meisten kamen allerdings abends und waren morgens auch schon wieder früh weg. Ein Pärchen jedoch, das auch einen Hund hatte, blieb etwas länger und nach einem gemeinsamen Hundespaziergang setzten wir uns abends mit Melanie und Uwe zusammen und klönten bis weit nach Sonnenuntergang. Selbst die nervigen Mücken konnten uns an diesem Abend nicht allzu sehr ärgern. Die beiden hatten ihren Van in diesem Jahr fertiggestellt und wollten Mitte September auf den Lofoten sein. Wir sind gespannt, ob sie es schaffen. Aber auch der schönste Abend ist irgendwann vorbei und am nächsten Tag fuhren sie schon wieder weiter.
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24.07.2022, 118 km
In der Nacht hatte es geregnet und der Waldlehrpfad, den wir morgens in umgekehrter Richtung gingen, war ziemlich nass. So nass, dass unsere Schuhe hinterher vollkommen durchnässt waren. Der Wetterbericht versprach nichts Gutes: Bedeckter Himmel und gelegentliche Schauer. Allerdings war davon nichts zu sehen. Die Sonne kam heraus und wir besichtigten die "Burgruine" von Klaipėda sowie einen kleinen Markt, auf dem am Sonntag aber nur einige Hausfrauen Gemüse aus dem Garten und gesammeltes aus dem Wald verkauften bei strahlendem Sonnenschein. Von der Burg war außer einem Rest Wall nichts übrig geblieben. Aber man konnte sehr schön darum herumgehen und den kleinen Jachthafen bewundern, sowie einige Metallfiguren und als Hauptattraktion den "Schwarzen Geist". Dahinter war eine kleine drehbare Brücke, die just in dem Moment als wir darübergehen wollten von zwei jungen Männern weggedreht wurde, um die Ausfahrt für die Schiffe passierbar zu machen. Es gab sogar einen Plan für die Öffnung der Brücke. Allerdings wollen wir keine 15 Minuten warten und gingen lieber den gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Danach nahmen wir die Fähre zur kurischen Nährung, der vorgelagterten Halbinsel, die bis nach Kaliningrad reicht und von dort aus weiter nach Polen. Ganz so locker, wie wir es vor zwei Jahren in Polen erlebt hatten, sahes es die littauschen Behörden nicht: Kraftfahrzeuge durften ausschließlich auf den ausgewiesenen (kostenpflichtigen) Parkplätzen stehen und eine Übernachtung ist nur auf dem einzigen Campingplatz gestattet. Wir beschränkten uns auf eine Wanderung im nördlichen Bereich der Insel und besichtigten die ehemalige Flugabwehrstation "Memel Süd", die jetzt ein Aquarium beherrbergt und ließen Berta auf dem herrlich breiten Sandstrand der Ostsee laufen. Danach warfen wir noch einen Blick auf die gegenüberliegende Hafenstadt Klaipėda, de auch von dieser Seite keine Schönheit ist. Bei uns wirkte die angedrohte Strafgebühr für das Freistehen von 600 Euro und wir entschieden uns, nicht auf der Insel zu übernachten. Wie gut diese Entscheidung war, sahen wir, als wir uns der Fähre näherten. Hier warteten bereits zwei Fahrzeuge der Polizei auf ihren routinemäßigen Einsatz. Wieder auf dem Festland fuhren wir an der Küste entlang nach Norden, machten noch einen kleinen Spaziergang am Strand beim Seaside Regional Park und fuhren dann bis kurz vor die lettische Grenze, wo wir auf einem weitläufigen Picknickplatz eine abgeschiedene Stelle für die Nacht fanden.
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23.07.2022, 174 km
In der Nacht gab es es kräftiges Gewitter. Berta weckte uns und anschließend verbrachten wir gemeinsam die nächste Stunde auf dem Fußboden, beobachteten das Wetterleuchten und lauschten dem Donnern und dem Prasseln des Regens auf dem Dach. Aber immerhin: Besonders ängstlich war sie diesmal nicht, keine so heftiges Zittern, wie wir es die letzten Male erlebt haben. Als das Gewitter vorbei war, gingen wir wieder schlafen. Berta auf ihren Platz zwischen den Vordersitzen und wir ins Bett. Am nächsten Morgen ließen wir schnell noch die Drohne steigen - immerhin standen wir direkt bei der Burg Raudonê. Die Burg wurde von einem Holzhändler erbaut, der sein Holz über die Memel nach Preussen verkauft hat und dadurch reich geworden ist. Danach ging es immer entlang der Memel bis zum Delta. Der Fluß bildet hier die Grenze zu Kaliningrad und wir konnten den Russen auf der anderen Seite beim Angeln zusehen. Zwischen den weitverzweigten Kanälen des Flußdeltas wollten wir eigentlich einen Spaziergang machen. Aber die Landschaft war so langweilig und man kam auch an das Wasser wegen des vielen Schilfs nicht heran, so dass wir es bei einer Fahrt auf einem Ackerweg beließen und Stattdessen einen Waldlehrpfad an der Ostsee mit Blick auf die kurische Nährnung erkundeten. Der Waldlehrpfad war mehr oder weniger ein schmaler Trampelpfad an dem es hin und wieder einen abgeschrägten Baumstumpf mit einer inzwischen unleserlichen Beschreibung gab. Der erste Aussichtstum war nicht mehr begehbar: Die Treppe fehlte. Auf den Zweiten kamen wir noch hoch, befürchteten aber als wir oben waren, durch die morschen Planken zu brechen. Danach gingen wir wieder zurück und suchten uns einen Übernachtungsplatz. Diesen fanden wir überraschenderweise am anderen Ende des Waldlehrpfades mit einem maroden und nicht mehr ausgeschilderten Picknickplatz. Hier standen wir mitten im Wald mit Blick auf die Ostsee.
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