05.11.2021 (39 km)
Eigentlich wollten wir heute weiterfahren. Mal wieder eigentlich, denn wir hatten noch die gute Idee, Franz zu fragen, ob er eventuell Hilfe benötigte bei seinem Vorhaben, ein Solarpanel auf dem Dach zu befestigen, was sich an einer Stelle gelöst hatte. Dankend nahm er an und so fuhren wir nach einer gemütlichen Kaffeerunde in Zweierkolonne nach Córdoba zu einem Baumarkt, um Sikaflex zu kaufen. Die Kommunikation gestaltete sich wie immer recht lustig, da es zwar eine Mitarbeiterin gab, die ein wenig Englisch sprach, aber eben nur ein wenig. Aber mit ein bischen Spanisch von unserer Seite bekamen wir alles, was Franz brauchte: Eine Tube Klebesilikon, das passende Werkzeug dazu, Sekundenkleber und eine Isolationsmatte für seinen Fußboden. Danach wollten wir zu einer Werkstatt, um dort zwei neue Aufbaubatterien für ihn zu kaufen. Seine hielten gerade noch eine Nacht durch. Aber dort machten sie gerade Siesta. Wir trennten uns. Franz fuhr in die Stadt zum Einkaufen und wir fuhren zum Flughafen, um dort das freie WLan zu nutzen. Am Flughafen parkten wir auf dem gleichen Gelände wie beim letzten Mal und ließen Berta raus. Sie lief ein wenig auf dem Platz herum, kam dabei immer weiter und schlüpfte irgendwann durch den Zaun, der den Platz von der Straße trennte. Dann über die Straße und weg war sie im Gestrüpp. Michael ging außen herum und es dauerte nicht lange, bis Berta ihn sah und dann freudig zu ihm lief. Danach war es ein gemütlicher Spaziergang zum Platz zurück, bei dem Berta ihm nicht von der Seite wich. Zurück auf dem Platz holten wir die Stühle heraus und setzen uns in die Sonne, bis wir zur Werkstatt fahren konnten. Berta blieb derweil immer in unsere Nähe. Bei der Werkstatt bekamen wir tatsächlich die beiden Batterien für Franz und wir nutzten die Gelegenheit für einen Ölwechsel und ließen noch die Vorderräder mit den Hinterrädern tauschen. Für uns unglaublich, für Spanien aber vermutlich völig normal, war, dass die Batterien nach knapp einer halben Stunde von einem Lieferanten gebracht wurden und der Ölfilter eine viertel Stunde später ebenso. Ziemlich cool. In Deutschland hätten wir vermutlich in drei bis vier Tagen wiederkommen müssen, wenn wir überhaupt einen Termin bekommen hätten. Die Wartezeit war trotzdem noch lang genug und es war schon halb acht bis wir noch zum Einkaufen und dann wieder zurück zu unserem Stellplatz im Olivenhain fuhren. Berta schlief während der Fahrt, war aber wieder hellwach, als wir am Platz ankamen. Also noch ein kurzer Abendspaziergang, dann Abendbrot und dann fielen wir alle in einen tiefen erholsamen Schlaf.
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3. - 4.11.2021 (140 km)
Berta begrüßte uns am Mitwochmorgen freudig, als wir nach dem Aufstehen die Tür öffneten. Sie hatte unter dem Auto geschlafen und offensichlich nur auf uns gewartet. Die notwendigen Gänge, egal ob groß oder klein, begleitete sie sowieso. Wir machten noch einen ausgiebigen gemeinsamen Spaziergang und auch hier begleitete sie uns perfekt. Sie stromerte mal hier- und mal dorthin, blieb aber immer bei uns. Damit war die Entscheidung für sie offensichtlich gefallen: Sie wollte adoptiert werden. Wir dagegen, waren uns nicht ganz so sicher. Hin- und hergerissen zwischen dieser unglaublich gutmütigen und lieben Hündin, die uns sofort ins Herz geschlossen zu haben schien und alle anderen auf dem Platz vollständig ignorierte und unseren Plänen, zu denen ein Hund so gar nicht passte. Immer wenn wir auf andere Reisende mit Hunden trafen, sagten wir uns, wie schwierig das sein müsste. Und so eng. Und der Geruch, wenn der Hund naß ist. Mit einem Hund kann man nirendwo rein. Man kann sich nicht mehr so einfach an den Strand legen. Und was sagt der Vermieter dazu? Wie würde sich sich in einer Stadt fühlen? Hat sie es hier in der Freiheit nicht vielleicht sogar besser? Es gab so viele gute Gründe, es nicht zu tun. Aber am Ende setzte sich dann doch das Herz durch und wir machten wir uns schlau, was man braucht, wenn man einen Hund aus Spanien nach Deutschland bringen möchte. Eigentlich nicht viel, wie wir schnell feststellten und alles vom Tierarzt: Natürlich muss der Hund gegen Tollwut geimpft sein und dazu gehört ein Chip, mit dem der Hund identifiziert werden kann. Das Ganze wird in einem Ausweis dokumentiert. Nach 21 Tagen gilt der Hund dann als geimpft und darf in Deutschland einreisen. Also musste der Hund zum Tierarzt. Im knapp 20 km entfernten La Carlota gab es sogar zwei Tierärzte. Der erste hatte keine Öffnungszeiten, sondern nur eine Telefonnummer und der zweite hatte bereits geschlossen und öffnete seine Praxis erst wieder morgen um 9:30 Uhr. Jetzt hatten wir nur noch das Problem, Berta in das Auto zu bringen. Aber all die Nähe, die wir aufgebaut hatten, half nicht. Sie ließ sich partout nicht zum Einsteigen bewegen. So fuhren wir dann trotzdem los, um zumindest mit dem Tierarzt zu sprechen und ein paar Einkäufe zu erledigen. Aber so einfach kamen wir nicht weg, denn Berta lief dem Wagen hinterher. Am Tor zu dem Picknickplatz, auf dem wir standen, hielten wir noch einmal, aber auch diesmal wollte sie nicht einsteigen. Das gleiche wiederholte sich noch ein paarmal auf der 1,8 km langen Schotterstraße und erst als wir trotz der vielen Löcher in der Straße knapp 50 km/h fuhren, kam sie nicht mehr hinterher. Mit etwas flauem Gefühl in der Magengegen fuhren wir in die Stadt und kauften ein, u.a. einen großen Sack Hundefutter. Bei der Tierarztpraxis fuhren wir auch noch vorbei, aber sie war geschlossen. Also würden wir es am nächsten Tag noch einmal versuchen müssen. Auf dem Rückweg kam uns Berta auf dem Schotterweg rennend entgegen. Auch diesmal versuchten wir mehrmals, sie zum einsteigen zu bewegen. Sie zog es jedoch vor, etwas langsamer als zuvor hinter dem Auto herzulaufen, um uns dann noch herzlicher als zuvor zu begrüßen, als wir wieder auf unserem Platz waren und austiegen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir draußen, Berta immer in unserer Nähe, bis Franz, unser Platznachbar mit seinem Hund Flocke vorbeikam und wir gemeinsam grillten und bis tief in die Nacht noch zusammensaßen und klönten. Tief in die Nacht bedeutete 20 Uhr, dann wurde es schnell so kalt, dass wir uns alle lieber in unsere Autos verzogen. Und siehe da, mit ein wenig Futter, konnten wir Berta dann doch noch zum Einsteigen überreden. Sie hüpfte ins Wohnmobil, legte sich auf die Decke, die wir an der Tür für die hingelegt hatten und schlief sofort ein. Etwas später, als Aneta noch einmal nach draußen ging, sprang sie ebenfalls hinaus. Wir dachten erst, dass sie es vielleicht doch vorzog, wieder unter dem Auto zu schlafen, als wir es laut schlabbern hörten. Sie hatte einfach nur Durst, trank schnell, lief dann zu uns zurück, sprang wieder hinein, legte sich hin und schlief weiter.
Am nächsten Tag das gleiche Ritual. Begleitung beim großen Geschäft mit anschließendem Spaziergang durch den Olivenhain, danach Frühstück und dann ging es wieder ans Einsteigen. Diesmal völlig ohne Probleme hüpfte sie ins Auto und legte sich auf die Decke, die wir jetzt zwischen die Vordersitze gelegt hatten. In La Carlota angekommen, parkten wir in der Nähe der zweiten Tierarztpraxis und Michael ging zunächst allein dorthin. Die Praxis wurde von einer jungen ausgesprochen netten aber leider nur sehr schlecht Englisch sprechenden Tierärztin geführt. Aber es war gut genug, um zu klären, was wir wollten und einen Termin für 12:30 zu verabreden. Bis dahing waren es noch fast zwei Stunden und so fuhren wir zum Platz zurück. Wir packten die Stühle aus und genossen die herrliche Sonne, bevor wir uns gegen 12 Uhr erneut auf den Weg nach La Carlota machten. Als wäre es das normalste der Welt, sprang Berta ins Auto und legte sich auf ihren Platz zwischen den Sitzen. Im Auto legten wir ihr erstmals eine Leine an, die wir uns von Franz geliehen hatten. Das hatten wir auf dem Platz gestern schon einmal versucht. Allerdings hatte sie es gestern so gar nicht gemocht, aber zumindest auch nicht geschnappt, als wir sie sofort wieder befreit haben. Heute dagegen ließ sie sich das Halsband völlig ohne Probleme überstreifen und ging dann sogar relativ gut bis vor die Tür der Praxis. Die Ärztin prüfte zunächst, ob sie vielleicht schon ein Chip hat. Dies war jedoch nicht der Fall. Dann gab es zwei Spritzen: den Chip und die Impfung gegen Tollwut. Danach noch ein paar Tabletten gegen Würmer und Parasiten wie Flöhe und Zecken, von denen sie auch gleich je eines fand, mit den Fingernägeln entfernte und zerquetschte. Dann bekamen wir noch einen Ausweis für Berta und waren nun offiziell Besitzer einer spanischen ca. 1 Jahr alten Mischlingshündin. Wir hielten noch einmal bei einer kleiner Zoohandlung und kauften ein Geschirr, ein Halsband und einen Wassernapf. Danach ging es zurück zum Platz. Mit Franz, der wieder zu Besuch gekommen war, saßen wir noch klönend draußen, bis die Sonne unterging und wir uns wieder in unsere Autos zurückzogen. Berta kam zunächst mit rein, wollte aber etwas später noch einmal raus. Wenn wir zum Nachsehen, ob sie vielleicht schon wieder hineinwollte, die Tür kurz öffneten, kam sie kurz vorbei, hüpfte hinein nur um gleich wieder nach draußen zu gehen. Aber irgendwann blieb sie dann doch, legte sich wieder an ihren Platz auf ihrer Decke an der Tür und schlief, während wir den Abend noch mit etwas Spielen beendeten.
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31.10. - 2.11.2021
Am Sonntag regnete es in Strömen und wir konnten erst am Nachmittag ein wenig raus. Die Hündin war auch wieder da und gesellte sich zunehmend häufiger zu uns. Wenn wir raus gingen, war sie auch da und nachts schlief sie unter unserem Wagen. Am Montag lag sie dann schon unter unserem Tisch. Als wir ein paar Oliven sammelten begleitete sie uns. Bisher hatten wir von ihr keinen Laut gehört. Aber als sie die Pferde hinter dem Zaun sah, bellte sie verschreckt ein wenig. Am Dienstag machte Michael einen Morgenspaziergang und sie lief den gesamten Weg mit. Ein anderer Camper war zufällig bereits wach und war auch mit seinem Hund draußen. Wir unterhielten uns eine Weile und dann ging es - natürlich mit Berta, so hatten wir sie getauft - wieder zum Auto zurück. Am Nachmittag hatten wir dann "Besuch" von Franz und seiner Hündin Stella, genannt Flocke. So verbrachten wir einen sehr geselligen Tag.
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30.10.2021 (80 km)
In der Nacht hatte es angefangen, zu stürmen und es dauerte auch nicht mehr lang, bis es anfing zu regnen. Heftig peitschte der Wind seitwärts. Draußen konnten wir so nicht sitzen. Stattdessen machten wir einen kleinen Ausflug nach Córdoba. Auf dem Weg dorthin fuhren wir nach Almodóvar del Rio, wo wir auf der Fahrt zu unserem Übernachtungsplatz ein Castillo gesehen hatten, das malerisch auf einem Berg thronte. Für die Drohne war es zu windig und zu nass, aber wir haben uns schon mal einen Startplatz ausgeguckt. In Córdoba parkten wir gegenüber der alten römischen Brücke und hatten nur einen kurzen Weg über den Fluß zur Kathedrale. Die Mezquita Cathedral de Córdoba ist schon etwas ganz besonders und vermutlich einmalig auf der Welt, da hier die muslimische und die christliche Relegion zumindest baulich in völliger Harmonie ineinander aufgehen. Tatsächlich wurde die Kathedrale auf einer großen Moschee aufgebaut, allerdings wurde diese in den neuen Bau integriert, so dass eine wirklich gelungene Mischung entstanden ist. Einzig die unglaublich vielen Besucher trübten das Bild ein wenig. So langsam kehrt wohl auch bei den Touristen wieder so etwas wie Normalität ein. Danach schlenderten wir durch das vermutlich älteste Judenviertel der Welt. In den engen Gassen der Altstadt gibt es zahlreiche kleine Geschäfte aber auch Museen und eine Synagoge aus dem 13. Jahrhundert, die eigentlich nur aus einem kleinen Raum besteht. Zum Schlafen fuhren wir zu unserem letzten Platz zurück und hofften auf besseres Wetter am nächsten Tag.
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