3. - 4.11.2021 (140 km)
Berta begrüßte uns am Mitwochmorgen freudig, als wir nach dem Aufstehen die Tür öffneten. Sie hatte unter dem Auto geschlafen und offensichlich nur auf uns gewartet. Die notwendigen Gänge, egal ob groß oder klein, begleitete sie sowieso. Wir machten noch einen ausgiebigen gemeinsamen Spaziergang und auch hier begleitete sie uns perfekt. Sie stromerte mal hier- und mal dorthin, blieb aber immer bei uns. Damit war die Entscheidung für sie offensichtlich gefallen: Sie wollte adoptiert werden. Wir dagegen, waren uns nicht ganz so sicher. Hin- und hergerissen zwischen dieser unglaublich gutmütigen und lieben Hündin, die uns sofort ins Herz geschlossen zu haben schien und alle anderen auf dem Platz vollständig ignorierte und unseren Plänen, zu denen ein Hund so gar nicht passte. Immer wenn wir auf andere Reisende mit Hunden trafen, sagten wir uns, wie schwierig das sein müsste. Und so eng. Und der Geruch, wenn der Hund naß ist. Mit einem Hund kann man nirendwo rein. Man kann sich nicht mehr so einfach an den Strand legen. Und was sagt der Vermieter dazu? Wie würde sich sich in einer Stadt fühlen? Hat sie es hier in der Freiheit nicht vielleicht sogar besser? Es gab so viele gute Gründe, es nicht zu tun. Aber am Ende setzte sich dann doch das Herz durch und wir machten wir uns schlau, was man braucht, wenn man einen Hund aus Spanien nach Deutschland bringen möchte. Eigentlich nicht viel, wie wir schnell feststellten und alles vom Tierarzt: Natürlich muss der Hund gegen Tollwut geimpft sein und dazu gehört ein Chip, mit dem der Hund identifiziert werden kann. Das Ganze wird in einem Ausweis dokumentiert. Nach 21 Tagen gilt der Hund dann als geimpft und darf in Deutschland einreisen. Also musste der Hund zum Tierarzt. Im knapp 20 km entfernten La Carlota gab es sogar zwei Tierärzte. Der erste hatte keine Öffnungszeiten, sondern nur eine Telefonnummer und der zweite hatte bereits geschlossen und öffnete seine Praxis erst wieder morgen um 9:30 Uhr. Jetzt hatten wir nur noch das Problem, Berta in das Auto zu bringen. Aber all die Nähe, die wir aufgebaut hatten, half nicht. Sie ließ sich partout nicht zum Einsteigen bewegen. So fuhren wir dann trotzdem los, um zumindest mit dem Tierarzt zu sprechen und ein paar Einkäufe zu erledigen. Aber so einfach kamen wir nicht weg, denn Berta lief dem Wagen hinterher. Am Tor zu dem Picknickplatz, auf dem wir standen, hielten wir noch einmal, aber auch diesmal wollte sie nicht einsteigen. Das gleiche wiederholte sich noch ein paarmal auf der 1,8 km langen Schotterstraße und erst als wir trotz der vielen Löcher in der Straße knapp 50 km/h fuhren, kam sie nicht mehr hinterher. Mit etwas flauem Gefühl in der Magengegen fuhren wir in die Stadt und kauften ein, u.a. einen großen Sack Hundefutter. Bei der Tierarztpraxis fuhren wir auch noch vorbei, aber sie war geschlossen. Also würden wir es am nächsten Tag noch einmal versuchen müssen. Auf dem Rückweg kam uns Berta auf dem Schotterweg rennend entgegen. Auch diesmal versuchten wir mehrmals, sie zum einsteigen zu bewegen. Sie zog es jedoch vor, etwas langsamer als zuvor hinter dem Auto herzulaufen, um uns dann noch herzlicher als zuvor zu begrüßen, als wir wieder auf unserem Platz waren und austiegen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir draußen, Berta immer in unserer Nähe, bis Franz, unser Platznachbar mit seinem Hund Flocke vorbeikam und wir gemeinsam grillten und bis tief in die Nacht noch zusammensaßen und klönten. Tief in die Nacht bedeutete 20 Uhr, dann wurde es schnell so kalt, dass wir uns alle lieber in unsere Autos verzogen. Und siehe da, mit ein wenig Futter, konnten wir Berta dann doch noch zum Einsteigen überreden. Sie hüpfte ins Wohnmobil, legte sich auf die Decke, die wir an der Tür für die hingelegt hatten und schlief sofort ein. Etwas später, als Aneta noch einmal nach draußen ging, sprang sie ebenfalls hinaus. Wir dachten erst, dass sie es vielleicht doch vorzog, wieder unter dem Auto zu schlafen, als wir es laut schlabbern hörten. Sie hatte einfach nur Durst, trank schnell, lief dann zu uns zurück, sprang wieder hinein, legte sich hin und schlief weiter.
Am nächsten Tag das gleiche Ritual. Begleitung beim großen Geschäft mit anschließendem Spaziergang durch den Olivenhain, danach Frühstück und dann ging es wieder ans Einsteigen. Diesmal völlig ohne Probleme hüpfte sie ins Auto und legte sich auf die Decke, die wir jetzt zwischen die Vordersitze gelegt hatten. In La Carlota angekommen, parkten wir in der Nähe der zweiten Tierarztpraxis und Michael ging zunächst allein dorthin. Die Praxis wurde von einer jungen ausgesprochen netten aber leider nur sehr schlecht Englisch sprechenden Tierärztin geführt. Aber es war gut genug, um zu klären, was wir wollten und einen Termin für 12:30 zu verabreden. Bis dahing waren es noch fast zwei Stunden und so fuhren wir zum Platz zurück. Wir packten die Stühle aus und genossen die herrliche Sonne, bevor wir uns gegen 12 Uhr erneut auf den Weg nach La Carlota machten. Als wäre es das normalste der Welt, sprang Berta ins Auto und legte sich auf ihren Platz zwischen den Sitzen. Im Auto legten wir ihr erstmals eine Leine an, die wir uns von Franz geliehen hatten. Das hatten wir auf dem Platz gestern schon einmal versucht. Allerdings hatte sie es gestern so gar nicht gemocht, aber zumindest auch nicht geschnappt, als wir sie sofort wieder befreit haben. Heute dagegen ließ sie sich das Halsband völlig ohne Probleme überstreifen und ging dann sogar relativ gut bis vor die Tür der Praxis. Die Ärztin prüfte zunächst, ob sie vielleicht schon ein Chip hat. Dies war jedoch nicht der Fall. Dann gab es zwei Spritzen: den Chip und die Impfung gegen Tollwut. Danach noch ein paar Tabletten gegen Würmer und Parasiten wie Flöhe und Zecken, von denen sie auch gleich je eines fand, mit den Fingernägeln entfernte und zerquetschte. Dann bekamen wir noch einen Ausweis für Berta und waren nun offiziell Besitzer einer spanischen ca. 1 Jahr alten Mischlingshündin. Wir hielten noch einmal bei einer kleiner Zoohandlung und kauften ein Geschirr, ein Halsband und einen Wassernapf. Danach ging es zurück zum Platz. Mit Franz, der wieder zu Besuch gekommen war, saßen wir noch klönend draußen, bis die Sonne unterging und wir uns wieder in unsere Autos zurückzogen. Berta kam zunächst mit rein, wollte aber etwas später noch einmal raus. Wenn wir zum Nachsehen, ob sie vielleicht schon wieder hineinwollte, die Tür kurz öffneten, kam sie kurz vorbei, hüpfte hinein nur um gleich wieder nach draußen zu gehen. Aber irgendwann blieb sie dann doch, legte sich wieder an ihren Platz auf ihrer Decke an der Tür und schlief, während wir den Abend noch mit etwas Spielen beendeten.
Comments powered by CComment