17. - 18.01.2024
Wir hatten uns auf einen regnerischen Tag eingestellt und wurden von leichtem Nieselregen, grauem Himmel und viel Wind begrüsst. Berta bekam ihre Regenjacke an und auch wir machten uns halbwegs regendicht als wir unsere Morgenrunde machten. Aber nach dem Frühstück ließ der Regen nach und die Sonne schaute kurz durch das eine oder andere Wolkenloch. Nachmittags konnten wir dann sogar einen richtig schönen langen Spaziergang durch den Nationalpark machen und genossen die herrlich grüne waldige Berglandschaft, die so gar nicht nach Andalusien aussah. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit Spielen, bis es Zeit für das Abendessen war. Wir bauten den Grill auf und es dauerte nicht lange, da bekamen wir Besuch. Wir hatten schon damit gerechnet, weil andere, die ebenfalls auf diesem Platz waren, davon berichtet hatten und wir bei einem Spaziergang den großen Hund beim nahegelegenen aber derzeit geschlossenen Kindergarten gesehen hatten. Jedenfalls kam ein großer Hund vorbei, roch kurz am Grill und pinkelte dann gegen die Gasflasche. Das fanden wir irgendwie gar nicht so lustig, verscheuchten das Tier erstmal und spülten die Flasche schnell mit Wasser ab. Er kam auch nicht wieder und so hatten wir ein leckeres Abendbrot mit gegrillten Hähnchenkeulen und Kräuterbaguette. Regen gab es auch keinen mehr und so konnten wir in der Nacht gut den Hund draußen hören, der sich offensichlich in unserer Nähe niedergelassen hatte und hin und wieder irgendetwas verbellte. Als wir am nächsten Morgen zum Spaziergang aufbrachen, lag er tatsächlich knapp 10 m von uns entfernt und kam gemütlich angetrabt. Da er uns in der Nacht so gut bewacht hatte bekam er zum Dank auch eine kleine Streicheleinheit, die er dankend annahm und uns anschließend, nachdem sich Berta und er bekannt gemacht hatten, auf unserem Morgenspaziergang begleitete. Zu Anfang war es fast so, als würden wir einen Spaziergang zu dritt machen. Berta blieb sowieso die ganze Zeit nah bei uns. Der große Hund lief vielleicht 20 m voraus. Als wir durch einen Graben gingen, war der andere Hund jedoch schon deutlich weiter und irgendwann sahen wir nur noch einen wedelnden Schwanz weit entfernt um eine Ecke biegen. Die Sonne strahlte herrlich vom Himmel und der Nationalpark zeigte sich von seiner schönsten Seite. Zwischendurch tauchte der andere Hund, den wir inzwischen Bruno genannt haben, wieder auf nur um kurz danach wieder in den Bergen zu verschwinden. Auf dem Rückweg hörten wir ihn Bellen und dann auch ein anderes helleres quickendes Geräusch. Es hörte sich so an, als hätte Bruno ein Reh gejagt und wir hörten die Todesschreie des Tieres. Und genau so war es auch. Als wir dem Graben näherkamen rannte Berta plötzlich los, durchquerte den Graben und ließ sich auch nicht zurückrufen. In diesem Graben war auch Bruno, der sich gerade in das Hinterteil eines Rehs verbiss, das mit Tritten versuchte, ihn davon abzuhalten. Berta war inzwischen wieder zurück auf unserer Seite. Wir durchquerten den Graben gemeinsam, nahmen sie an die Leine und gingen dann oberhalb des Grabens auf der anderen Seite zu der Stelle, an der wir direkt unter uns Bruno mit dem Reh sehen konnten. Was sollten wir tun? Es sah nicht so aus, als würde er das Tier schnell töten. Er war nur mit dem Hinterteil beschäftigt. Kein Versuch, das Reh an der Kehle zu erwischen. Wir nahmen einen herumliegenden Pinienzapfen und warfen ihn neben Bruno und das Reh und waren sehr überrascht, dass Bruno tatsächlich von dem Tier abließ und sich dazu bewegen ließ, den Graben zu verlassen und zu uns hochzuklettern. Hoffentlich war das Reh nicht zu sehr verletzt, so dass es sich wieder in den Wald verkriechen und die Wunden ausheilen lassen kann. Bruno kam jedenfalls einfach mit uns mit. Das Blut in seinem Fell glänzte rötlich. Wieder zurück beim Wohnmobil holten wir unser zusätzliches Hundefutter heraus und nachdem Berta ihr Frühstück bekommen hatte, gaben wir Bruno auch eine ordentliche Portion, die er dankbar annahm und sich anschließend vor unserer Tür in die Sonne zum Schlafen legte. Jetzt schauten wir uns Bruno etwas näher an. Er trug ein Halsband mit einer Tollwut-Plakette, weswegen wir und vermutlich auch andere, angenommen hatten, das er jemandem gehören würde und sich auch jemand um ihn kümmerte. Aber das Halsband war schon ziemlich alt und der Metallring verrostet. Die Plakette war auch schon alt. Sein Fell sah gut aus, aber er war ziemlich abgemagert, wie wir an den stark hervortretenden Rippen leicht erkennen konnten. Bruno war ein Streuner. Gegen Mittag gingen wir noch einmal zu dem Graben. Natürlich ohne Bruno. Berta kam jedoch mit und wartete mit etwas Abstand als wir an der Stelle, wo Bruno das Reh erwischt hatte in den Graben blickten. Zwei Augen erwiderten unseren Blick. Das Reh lag aufrecht in dem Graben und schaute zu uns hoch. Aber es sah weder ängstlich noch schwächlich aus. Es schaute eher interessiert. Für uns war die Situation jedoch eher traurig, wussten wir doch, das das Tier nicht überleben würde. Wenn es das Reh nicht schafft, aus eigener Kraft wegzukommen, dann wird es entweder verhungern, wahrscheinlicher aber noch von Bruno in der nächsten Nacht getötet werden. Wir überlegten, ob wir jemandem Bescheid sagen sollten oder könnten und entschieden uns zunächst dafür die kommende Nacht abzuwarten. Am Nachmittag machten wir mit Berta noch einmal einen langen Spaziergang. Als wir wieder zurück waren, gingen wir noch einmal zum Reh, das leider immer noch dort war und etwas versteckt von einem Baum im Graben lag. Wir beließen es erst einmal dabei und machten es uns im Wohnmobil gemütlich. Bruno ließ sich den ganzen Tag über nicht mehr blicken. Abends kam er dann aber doch und bekam von uns noch einmal eine große Portion Trockenfutter. Danach hörten wir ihn noch ein paar Mal in der Nähe bellen und vermutlich passt er auch heute Nacht wieder auf uns auf.
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