Wir reisen um die Welt

11.11.2021 (159 km)

Berta begrüßte uns am Morgen ausgesprochen überschwenglich. Dabei stieß sie ihre Pfote unglücklich in Michaels Auge, der sich anschließend vor Schmerzen windend auf den Boden warf. Nein, natürlich nicht. Es tat zwar weh, aber Berta wurde natürlich trotzdem weiter gestreichelt, schließlich konnte sie ja nichts dafür. Und zum Glück hat es ihre Kralle nicht bis ins Auge geschafft, sondern nur eine Schrieme auf der Oberlippe hinterlassen. Alles halb so wild. Wir zogen uns an und die Kleine und der Große machten zunächst wieder ihre Geschäfte. Wie gestern zeitgleich nebeneinander. Was für ein Glück, dass dies unbeobachtet geschieht. Danach der obligatorische Spaziergang der heute entlang des Wassers bis zum Staudamm führte. Es ist beinahe erschreckend, wie leer dieser See ist und es ist kaum vorstellbar, dass die nächsten drei Monate ihn wieder füllen würden. Auch hier fällt einfach viel zu wenig Regen. Aber er war wunderschön anzusehen: Kristallklar und still mit dem Morgennebel darüber. An der Staumauer machten wir kehrt und wurden auf dem Rückweg von einem Helikopter begleitet, der über uns etliche Kreise machte. Erst als wir zurück beim Wohnmobil waren, flog er weiter. Ob hier wohl ein entflohener Sträfling mit Hund gesucht wurde? Danach gab es Frühstück und nach einer kleinen Pause die nächste Runde zum See. Diesmal alle zusammen und links herum. Im Wasser sahen wir unweit vom Ufer aus einige größere Fische schwimmen. Das Angeln müsste jetzt relativ einfach sein. Die Fische konzentrierten sich in dem verbliebenen Wasser und kamen bei der Futtersuche bis dicht ans Ufer. Wir hatten jedoch bereits einen Fisch im Kühlschrank, der heute Abend gegrillt werden wollte und verzichteten daher auf einen Versuch. Nach dem Spaziergang ließen wir Berta noch draußen ein wenig herumlaufen. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellen sollte. Anfangs lief sie noch recht nah um das Auto herum und kam auch schnell zurück, als sie sich der Straße näherte und Michael sie rief. Dann aber hörte sie mit einem Mal nicht mehr und lief schnüffelnd zunächst über die Straße und dann in das dahinterliegende Waldgebiet. Michael ging hinterher, um sie "abzuholen", wie er es schon einige Male zuvor getan hatte. Aber alles Pfeifen half nichts. Berta hörte nicht. Irgendwann kam sie dann aber doch angerannt und begleitete ihn bis zur Straße durch den Wald. Dann aber drehte sie wieder ab und lief einen Graben hinunter. Michael folgte ihr nicht mehr und rief auch nicht mehr. Stattdessen ging er zum Wohnmobil zurück und wollte den Motor starten, um sie so eventuell zur Rückkehr zu bewegen. Aber noch bevor er am Fahrersitz Platz genommen hatte, kam Berta und hüpfte ins Auto. Dann konnte es losgehen. Ziel war es heute über Nerja an die Costa del Sol zu fahren. Nach etwa 20 km kamen wir durch einen Ort, in dem für die Ortsdurchfahrt die unglaubliche Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h galt. Wir hielten uns daran und zuckelten langsam am Café vorbei. Die Männer die dort saßen hatten so ausgiebig Zeit, unser Wohnmobil zu bestaunen. Kurz vor dem Ende des Dorfes bemerkten wir ein merkwürdig regelmäßiges Geräusch, das von einem Reifen zu kommen schien. Es klang anders, als ein Kiesel, was wir schon häufiger hatten, nachdem wir eine Schotterstraße befahren hatten. Und lauter. Als Michael ausstieg, stellte er fest, dass im Reifen eine große Schraube steckte. Die nächste Reparaturwerkstatt war in Motril, je nach Strecke 80 bzw. 70 km entfernt. 80 km, wenn wir den Weg über die gut ausgebaute Bundesstraße nehmen würden, 70 km, wenn wir quer durch die Berge auf einer kleinen kurvigen Bergstraße fahren würden. Ob der Reifendruck so lange halten würde? Welcher Weg ist besser? Die Entscheidung fiel nach 10 km, wo wir den Abzweig nach rechts in ein wunderschönes Naturschutzgebiet nahmen, worauf sich der lange Abstieg auf einer kleinen unglaublich kurvigen, an steilen Abhängen entlangführenden Straße anschloß. Der Reifen hielt tatsächlich durch und wir waren überglücklich, als wir die Werkstatt erreicht hatten. Nach einer guten halben Stunde war die Siesta vorbei und der Werkstattmeister öffnete seine Pforte. Nachdem er sich das Problem angehört hatte, konnten wir gleich in die Halle fahren und einer der Mechaniker nahm sich des Reifens an. Er wurde demontiert, von der Felge genommen, die Schraube entfernt, repariert, ausgewuchtet und wieder montiert. Nach einer halben Stunde war alles fertig und wir konnten weiterfahren. Nach Auskunft des Mechanikers würde die Reparatur nicht nur für die Rückfahrt nach Deutschland reichen, sondern für die gesamte Restlaufzeit des Reifens. Toll. Wir fuhren weiter, die Küste entlang, bis wir uns bei El Ejido direkt an den Strand stellten. Beim Abendspaziergang erschrak Berta vor den Wellen, die das Meer an den Strand spülte. Das Meer sah sie wohl zum ersten Mal. Wir ließen sie an der Leine laufen, die Straße war einfach zu dicht. Aber das machte nichts. Schnell wie der Wind fegte sie mal mit Michael, mal mit Aneta über den Strand. Danach gab es Abendbrot. Erst für die Kleine, dann den gegrillten Fisch für die beiden Großen. Bei einem weiteren kleinen Spaziergang genossen wir die Wärme des Mittelmeeres. In den letzten Tagen war es nach Sonnenuntergang richtig kalt geworden. In den Bergen der letzten beiden Tage sogar unter Null. Heute Abend waren aus auch um 22 Uhr noch 16 Grad. Die Heizung werden wir heute Nacht auslassen können.

Comments powered by CComment